Effekte von Research-Learning Communities als Beratungsangebot zur forschungsinformierten Schulentwicklung. Ein designbasiertes Projekt

Partner:innen: Alpen-Adria-Universität Klagenfurt, Johannes Kepler Universität Linz, Pädagogische Hochschule Oberösterreich, Pädagogische Hochschule Vorarlberg
Hauptbetreuung: Stefan Brauckmann-Sajkiewicz (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt), Jana Groß Ophoff (PH Vorarlberg)
Institutionelle Zuordnung: PH Vorarlberg
Projektdauer: 10/2023 – 09/2026

Informationen zum Projekt: Innovationsstiftung Bildung und JKU

Schulen sind gegenwärtig deutlich autonomer als früher in Fragen der Unterrichts-, Organisations- und Qualitätsentwicklung. Dies lässt aber auch Raum für Unsicherheit entstehen, und es ist in diesem Zusammenhang wenig überraschend, dass eine steigende Nachfrage an Schulentwicklungsberatung zu beobachten ist. Durch das Projekt soll zur Weiterentwicklung der Qualität und des institutionellen Status von Schulentwicklungsberatung beigetragen werden.

Die Schulentwicklungsberatung ist eine weit verbreitete und bedeutsame Form der Unterstützung schulischer Entwicklungsprozesse, die zur Verbesserung der Schulqualität beiträgt. Aus wissenschaftlicher Sicht weiß man bisher jedoch noch zu wenig über die tatsächliche Ausgestaltung von Schulentwicklungsberatung – insbesondere in Österreich. Das Projekt "Gut beraten?" untersucht deshalb die Rolle und Praxis der Schulentwicklungsberatung, ihren Bedingungen und Einflussfaktoren sowie Ergänzungen bzw. Überschneidungen mit anderen Akteuren des schulischen Unterstützungssystems. Die resultierenden Erkenntnisse sollen zur künftigen Weiterentwicklung der Qualität und des institutionellen Status von Schulentwicklungsberatung beitragen.

„Schulentwicklungsberatung ist ein wichtiger, bisher wenig erforschter Bestandteil der schulischen Unterstützungssysteme. Ihre besondere Bedeutung liegt darin, dass sie als relativ dynamisch und flexibel einsetzbares Instrument sowohl zur Sicherung und Weiterentwicklung der Qualität der Einzelschulen als auch zur Unterstützung von systemischen Reformvorhaben gilt." (Projektleitung)

Viele bildungspolitisch motivierte Reformen der letzten Jahre gründe(te)n auf der Annahme, dass Schulentwicklungsprojekte durch Daten oder Evidenzen unterstützt, und so die Kompetenzen österreichischer Schüler*innen mittel- bis langfristig verbessert werden können (Altrichter et al., 2016). Eine Zusammenschau der aktuellen Befundlage legt jedoch den ernüchternden Schluss nahe (Jesacher-Rößler et al., 2021), dass solch ein pauschales Transferverständnis nicht zu halten ist. Vielmehr gilt es, die schulspezifischen Bedingungen und Prozesse kooperativer Datennutzung und Schulentwicklung in den Blick zu nehmen, v.a. inwiefern Schulentwicklungsberatung (SEB) die erforderlichen organisationalen Lernprozesse unterstützen und fördern kann. In dem beantragten Projekt sollen daher Schulentwicklungsprojekte erforscht werden, in denen Entwicklungsprozesse in der Tradition forschenden Lernens durch multiprofessionelle Teams (PH-Schulentwicklungsberater*in, Forscher*innen) beraten werden (Desiderat 2, 3 & 5, vgl. Altrichter et al., 2021).

In dem Projekt werden Schulen begleitend erforscht (Designbasierte Studie, u.a. Bremm, 2019), die im Zusammenhang mit Bildungsmonitoring - Ergebnissen (z.B. iKMPLUS) Beratungsbedarf angemeldet haben. In der (1) Vorbereitenden Phase (4. Quartal 2023 bis 2. Qu. 2024) wird nach Auftragsklärung und Etablierung einer Research Learning Community eine (datenbasierte) Bedarfs- und Kontextanalyse durchgeführt (z.B. Gruppen-/Einzelinterviews, Fragebögen/Tests, Dokumente), um Probleme einzugrenzen sowie Ziele festzulegen. In der (2) Erprobungsphase (3. Qu. 2024 bis 3. Qu. 2025) werden gemeinsam Maßnahmen zur Lösung der identifizierten Probleme bzw. Fragestellungen erarbeitet (z.B. Personalentwicklung, unterrichtliche/schulorganisatorische Veränderungen etc.) und implementiert. Anschließend sollen in Form von Aktionsforschungsprojekten (Altrichter et al., 2018) die Effekte der jeweiligen Schulentwicklungsmaßnahme formativ evaluiert und ggf. weiterentwickelt werden. In der abschließenden (3) Bewertungs- bzw. Reflexionsphase (4. Qu. 2025 bis 1. Qu. 2026) werden die Rahmenbedingungen (u.a. Konstellation/Arbeitsweise der RLC) und Effekte (u.a. auf Kompetenzen/Einstellungen RLC, Kollegium, Schüler*innen) der SEB umfassend evaluiert.

Erkenntnisse zu schulspezifischen Bedingungen und Effekten von daten- und evidenzinformierter SEB, insbesondere aus unterschiedlichen bildungspolitischen Maßnahmen (QMS, iKMPLUS, neue Lehrpläne)

Altrichter, H., Krainz, U., Kemethofer, D., Jesacher-Rößler, L., Hautz, H., & BrauckmannSajkiewicz, S. (2021). Schulentwicklungsberatung und Schulentwicklungsberatungsforschung. In Nationaler Bildungsbericht. Teil 3: Ausgewählte Entwicklungsfelder. Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung. doi.org/10.17888/nbb2021-3

Altrichter, H., Moosbrugger, R., & Zuber, J. (2016). Schul-und Unterrichtsentwicklung durch Datenrückmeldung. In Handbuch Neue Steuerung im Schulsystem (pp. 235–277). Springer.

Altrichter, H., Posch, P., & Spann, H. (2018). Lehrerinnen und Lehrer erforschen ihren Unterricht: Unterrichtsentwicklung und Unterrichtsevaluation durch Aktionsforschung. UTB.

Bremm, N. (2019). Design-based school improvement in Deutschland. Potenziale von extern bereitgestellten Daten und schulübergreifender Netzwerkarbeit für den Entwicklungsprozess. Beruf: Schulleitung: B: Sl, 14(4), 10–12.